Die Swiss Epic ist ein Mountainbike-Singletrail-Spektakel am Fuss des Matterhorns, das nicht nur hinsichtlich Spassfaktor einzigartig ist, sondern auch punkto Organisation und Streckenführung/sicherung einfach perfekt ist. Es ist ein Rennen und trotzdem eine Art grosses Openair:
Auf dem Trail geht es um Leistung, man kämpft mit dem Kopf am Lenker um Sekunden und schenkt einander nichts. Im Ziel aber steht Kameradschaft im Vordergrund, gemeinsam Feiern, Erholen, Essen und den Tag verklingen lassen. Eine fröhliche gelassene Stimmung, Spass und gute Gespräche sind wichtige Bestandteile des Events.
Im September 2017 stand also DANi SCHNIDER RADSPORT einmal mehr mit 2 Teams am Start. Als Titelverteidiger gehörten Oli und ich wieder zum engeren Favoritenkreis auf den Gesamtsieg in der Masterklasse. In der Mixedkategorie freuten sich Paul Bühler und Sabina Compassi nach dem Unfallpech des Vorjahres vor allem auf ein gutes und hoffentlich unfallfreies Rennen.
Die 2 Teams DANi SCHNIDER RADSPORT und 2 österreichisch-schweizerische Gastteams wurden diesmal vom Mechaniker Lukas Camenzind, und den Masseuren Rachel Schläppi (Willisau), Marco Halter (Sachseln) und Patrizia Meister (Wintirun, Winterthur) hervorragend betreut.
Wie es Oli und mir während der diesjährigen dritten Swiss Epic gelaufen ist und was wir dabei alles erlebt haben, könnt ihr im Folgenden lesen.
Prolog: Hannigalp - Grächen Distanz: 18km Aufstieg 650 hm, Downhill: 1260 hm
Oben auf dem Berg, auf 2122 müM hoch über Grächen auf der Hannigalp sollte die Swiss Epic 2017 also beginnen.
1. Etappe: Königsetappe von Grächen nach Leukerbad Distanz: 92km Aufstieg ca. 3000hm Downhill: 3200hm
Am 2.ten Tag schon. Die Königsetappe. Dass diese Etappe eine der Entscheidenden sein könnte, das war uns schon im Vorfeld bewusst und wir setzten sie auch gezielt in unseren Fokus.
Die Etappe führte von der Grächener Sonnenterasse über einen tollen Singletrail nach Kalpertran und Stalden.
Normalerweise ist es ein Spass-Singletrail... doch dieses Mal eher nicht. Oli fuhr einen Platten ein, den wir zunächst durch simples Nachpumpen zu beheben versuchten. Diese Prozedur mussten wir jedoch mehrmals wiederholen. Es dauerte lange, bis der Pneu dicht blieb. So hatten wir also schon nach kurzer Renndauer einen grossen Rückstand und mussten schon früh in der 1. Etappe eine Aufholjagd starten.
Auch das noch... Der Tag schien verhext. Ich bemerkte das Ausmass des Defektes nicht sofort, zuerst hielt der Hebel nämlich noch ein bisschen. Doch beim ersten Schaltversuch brach er komplett ab und hing lose hinunter. Um zu schalten musste ich den Lenker loslassen und den am Schaltkabel hängenden Shifter bedienen. Speziell in den Trails ein grosses Handicap. Wie soll man denn da, wenn’s technisch auf und ab geht, den Lenker loslassen?
Trotzdem gelang es uns Jauner und Biffiger einzuholen, kurz darauf an einem Verpflegungsposten aber mussten wir sie ziehen lassen, damit ich den defekten Hebel mit einem Isolierband am Lenker befestigen konnte. Dumm nur, dass ich das Teil in einer ungünstigen Position festmachte und noch dümmer, dass ich dies erst beim Weiterfahren bemerkte: Jetzt konnte ich nämlich nicht mehr alle Gänge schalten, und zum Teil, wenn ich stark einlenkte, machte sich die Schaltung sogar selbstständig.
Wir machten auf der Fläche sicher einige Zeit gut doch erst im Schlussanstieg nach Leukerbad fuhren wir auf sie auf. Sie schienen müde und von den Strapazen des Tages gezeichnet. Die Freude, sie doch noch eingeholt zu haben beflügelte uns und machte Reserven frei. So viele, dass wir sie schnell überholt hatten und bis ins Ziel auch recht distanzieren konnten. Schlussendlich war es aber doch ein Glück, dass die Etappe nicht noch länger war. Ganz zuletzt war auch mein Tank leer, ich konnte mich nur noch mit Müh und Not und der Hilfe von Oli ins Ziel retten.
2. Etappe: Rundkurs um Leukerbad. Distanz: ca. 70km Aufstieg/Downhill: 2500hm
Wir freuten uns riesig auf den Rundkurs um Leukerbad mit dem Highlight des Überquerens der Bungy Jumping Brücke von Vercorin.
Und wir freuten uns auch im kalten Leukerbad morgens direkt ganz vorne von der Leaderbox aus an den Start zu gehen. Das ist ein riesiger Vorteil: Kein Warten und Frieren, kein Gedränge und Gehetze am Morgen. So macht Rennen fahren richtig Spass.
Der Salami dichtete leider nicht sofort, daher mussten wir noch einmal anhalten und nachpumpen, gleichzeitig schnitten wir das zu weit herausragende Ende ab. Wieder war es ein Zuschauer, der uns mit einem Sackmesser aus der Patsche half.
Auf der Hängebrücke, einem eindrücklichen Teil das eine mehr als 150m tiefe Schlucht zwischen Vercorin und Niouc überquert, fand der Zusammenschluss statt.
Nicht allen unseren Kollegen war es gleichermassen wohl auf der Brücke....!
3. Etappe: Rundkurs Leukerbad. Distanz: 41km Aufstieg/Downhill: ca. 1700hm
Es hätte eine wunderbare Etappe mit Start oben auf dem Berg sein sollen, aber das Wetter machte uns allen einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Etappe musste nicht nur verkürzt werden, sondern wir mussten auch eine Stunde früher starten.
Der erste Anstieg war länger, als wir gedacht hatten. Der Boden war klebrig und tief. Es fühlte sich einfach schwer an, da hochzufahren. Die erste Abfahrt fand vor allem durch Wiesen statt. Nass und glitschig war es.
Diesmal bitte keine Panne und keinen Unfall!!! Entsprechend vorsichtig fuhren wir in den Abfahrten. Den zweiten und letzten Anstieg des Tages fuhren wir zügig, aber nicht am Limit hoch. Wir lagen ja vorne und mussten nichts riskieren. Die letzte Abfahrt war eine Schlammschlacht und Rutschpartie. Wieder fuhren wir vorsichtig und staunten den Flow Fahrern nach, die mit dicken Pneu und viel Federweg an uns vorbeiflogen.
Wir retteten den Tagessieg und das Leadertrikot knapp ins Ziel, wo wir dreckig und halberfroren ankamen.
4. Etappe: Leukerbad - Zermatt. Distanz 84 km Aufstieg: 2700hm Downhill: 2500hm
Sehr kalt und nass war es frühmorgens am Start.
Der Schnee lag nahe an Leukerbad. Via Albinen ging es ins Rhonetal, und von da nach einer kurzen Rollerpassage mit zig Richungswechsel nach Eischoll und Bürchen hoch. Der Aufstieg führte nicht ganz bis zur Moosalp, etwas tiefer fuhren wir auf einem Höhenweg nach Törbel, von wo ein wunderbarer und flowig schneller Trail nach Kalpertran führte.
Teilweise Rollerstrecken, teilweise harte Anstiege auf Trails.
Es war ein ungefährdeter Start-Zielsieg, an welchem wir nicht nur das Leadertrikot verteidigen, sondern vor allem auch festigen konnten. Unser Vorsprung an diesem Tag war recht komfortabel.
Es war auch die erste Etappe ganz ohne Probleme ausser, dass unsere Finger erst im letzten Anstieg nach Zermatt, als sich dann auch die Sonne zeigte, aufgetaut sind.
5. Etappe: Zermatt - Zermatt. Distanz: 46km Aufstieg/Downhill: 1900hm
Auch am letzten Tag war es frühmorgens wieder bitter kalt. Zermatt machte dem Ausdruck Gletscherdorf alle Ehren!
Der erste Aufstieg fühlte sich enorm lang und hart an. Der Boden war nass und klebrig und man hatte das Gefühl nie auf den ersten Berg, dem Schwarzsee, zu kommen. Doch auch an diesem Tag waren wir als erste unserer Kategorie oben.
Die erste Abfahrt war voller spitziger, scharfkantiger Steine und Absätze.
Der zweite Anstieg des Tages auf die Riffelalp war unglaublich schwer und sehr lang. Wir fuhren nämlich auf einer Variante hoch, die in den letzten Jahren schon als Abfahrtsstrecke verwendet wurde. Die Rampen waren sehr steil und mit den müden Beinen des letzten Tages nur knapp fahrbar.
Nicht nur der Anstieg selbst sondern auch die Traverse zur Riffelalp erschien uns unendlich lange, länger zumindest als auf Grund des Streckenprofils erwartet. Wir hatten das Gefühl, am Schluss noch endlos lange und unnötige Zusatzschlaufen rund um Zermatt machen zu müssen. Vermutlich konnten wir es einfach kaum erwarten sicher ins Ziel zu kommen.
DANKESCHÖN
Unser STOLL – Fully erwies sich als das perfekte Bike für die Swiss Epic, was uns verschiedene Spitzenfahrer im Feld auch bestätigten.
Wir lagen goldrichtig auf dieses tolle Bike zu setzen, denn damit konnten wir im Vergleich zum letzten Jahr in den Abfahrten schneller und sicherer fahren und waren dadurch nach den Abfahrten erholter, was schliesslich wieder mehr Punch für die schweren Anstiege bedeutete.
Das DANi SCHNIDER RADSPORT Team 2, das Mixed Team mit Paul Bühler und Sabina Compassi bewiesen ihrerseits wie gut das STOLL Bike ist: Die beiden waren 2 Tage lang Leader der Mixed Kategorie und beendeten die Swissepic auf dem äusserst erfolgreichen 2. Rang.Ein grosses BRAVO und herzliche Gratulation!
Es bleibt mir nur noch zu danken:
Thomas Stoll von STOLL Bikes für die tollen Tipps und die Unterstützung im Materialbereich.
Dass dieser Sieg möglich war, ist aber vor allem auch der Verdienst unserer Betreuer.
Lukas Camenzind, der uns das extrem strapazierte Material immer wieder perfekt herrichtete, speziell nach meinem Sturz, als ich den Schalthebel abbrach. Ausser den 2 Platten hatten weder wir, noch das andere Team ein technisches Problem.
Rachel Schläppi, Marco Halter und Patrizia Meister haben uns perfekt betreut, unsere Muskeln weichgeknetet und uns nach den langen und harten Etappen aufgepäppelt. Vielen herzlichen DANK!!! Ihr wart ein tolles Team und habt einen grossen Anteil an diesem Erfolg!!!
Bereichernd waren auch unsere Gastteams:
Karl, Mario, Jürgen und Claudio. Ihr haben zum lustigen Ambiente beigetragen und es war am Abend sehr interessant zu hören, wie ihr diese schweren Etappen gemeistert habt und was ihr euch alles habt einfallen lassen, um die Strapazen erträglicher zu machen. Durch all die unterhaltsamen Stories konnten wir die Müdigkeit schneller vergessen, und uns lachend auf die neue Etappe vorbereiten.